Zu Gast in Wiener Neustadt
We, 10. December 2025
19:30
- 21:05

Das Schloss

von Franz Kafka
Stadttheater Wiener Neustadt
Szenenfoto Das Schloss
© Luiza Puiu

Description

Ein Mann, K. genannt, kommt spätabends in einem verschneiten böhmischen Dorf an. Im nahegelegenen Schloss soll er eine Stelle als Landvermesser antreten. Doch weder wird er von den Dorfbewohner*innen besonders freundlich empfangen, noch wollen die Verwalter des Schlosses etwas mit ihm zu tun haben. Niemand will von seiner Anstellung wissen. Keiner scheint für ihn zuständig zu sein oder kann etwas entscheiden. K. wird hingehalten, vertröstet, verwirrt oder zu einer anderen Instanz weitergeleitet. Das Schloss ist für K. nicht erreichbar. Der bürokratische Apparat ist zugleich bedrohlich und diffus, wer zu ihm gehört und wer welche Position einnimmt, bleibt unklar. Und so muss K. zunächst als Schuldiener arbeiten, lernt die Menschen des Dorfes kennen und arbeitet auf sein Ziel hin, dem er doch nie näherkommt.

„Das Schloss“, das zu einem Welterfolg wurde, ist eines von mehreren unvollendeten Werken Kafkas. Mitten im Satz bricht die Erzählung einfach ab. Kafkas Freund und Verleger Max Brod, der das Werk gegen den Willen des Autors veröffentlichte, hat Kafkas Gedanken zum fehlenden Ende preisgegeben, weshalb wir trotz des abrupten Endes des Romans grob wissen, wie er hätte ausgehen können. In der mündlichen Überlieferung heißt es, dass es zumindest zu einer teilweisen Klärung von K.s Situation kommen sollte. Wie in vielen anderen Werken des Autors manifestiert sich auch in „Das Schloss“ der Gedanke des Kafkaesken. Der Einzelne, der sich einer unklaren, ungreifbaren und unerreichbaren Macht gegenübersteht, ist ein wiederkehrendes Motiv im Werk des Autors und bietet auch für den Menschen des 21. Jahrhunderts hohes Identifikationspotential. Regisseur Gernot Grünewald arbeitet zum ersten Mal am Landestheater Niederösterreich. Er wird Kafkas Roman mit all seiner Rätselhaftigkeit zu einem sinnlich-poetischen Erlebnis machen.

PRESSESTIMMEN:

DER KURIER, Susanne Zobl
Der vielfach ausgezeichnete deutsche Regisseur komprimierte Kafkas Romanfragment auf eine kompakte dramatisierte 90-Minuten-Fassung. Michael Köpke versetzt mit seiner düsteren Bühne in das, was man sich unter Kafka-Stimmung vorstellt.

Alles ist dunkel, ein transparentes Haus lässt sich leicht verschieben. Immer wieder werden Figuren in überdimensionaler Größe projiziert und agieren mit den Darstellerinnen auf der Bühne. Das funktioniert eindrucksvoll.

THEATER DER ZEIT, Lorenz Just
Die nur auf den ersten Blick einander gleichenden Kostüme (Leonie Kohut) machen feine Unterscheidungen zwischen den Schauspielerinnen. Drei der weißen Gewänder verweisen auf traditionelle Kostümierungen. Eine breite Clownskrause, ein Reifrock, ein Cocktailkleid mit Haube wie aus den Salons der Zwanziger Jahre. Diese drei (Caroline Baas, Marthe Lola Deutschmann, Julia Kreusch) können alles sein und jederzeit jede Rolle annehmen, was sie auch tun. Nur K. (Bettina Kerl) trägt eine Art weißen Daunen-Poncho, der sich in seiner Neutralität nicht einordnen lässt, es ist ja auch K., der Fremde, ohne Identität. Dass es vier Frauen sind, die alles spielen, erweist sich auf völlig unaufgeregte Weise als richtig. 

DAUER:
1 Stunde 35 Minuten, keine Pause 

ALTERSEMPFEHLUNG: 
Ab 15 Jahren

 

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