Lars Eidinger liest „Hauspostille“ von Bertolt Brecht
Beschreibung
Bertolt Brechts „Hauspostille“ ist eine Anspielung auf fromme Predigtsammlungen: „Bittgänge“, „Chroniken“ und „die kleinen Tagzeiten der Abgestorbenen“ – so einige Kapitelüberschriften. Hier wird die dunkle Poesie gefeiert: „Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen / Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar / Hat er seine ganze Jugend, nur nicht seine Träume vergessen / Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war“. Die „Hauspostille“ ist Punk. Ein wilder Brecht arbeitet sich an den Rändern des Asozialen ab. Er feiert die Verfluchten und säuft mit den Geächteten. Es ist die pure Lust an der schaurigen Schönheit des Morbiden – ein Vorbild für Ikonen der Popkultur wie Iggy Pop, Nick Cave, oder Tim Burton. Verführte, ertrunkene Mädchen in „seichten, braunversumpften Teichen“, Mordlust und Gier, all das Abgründige wird tabulos ans Licht gezerrt. Und dabei die Scheinheiligkeit schelmisch entlarvt.
Lars Eidinger ist einer der berühmtesten Theater- und Filmschauspieler im deutschsprachigen Raum. 2022 und 2023 spielte er die Rolle des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Mit der musikalischen Begleitung von Hans-Jörn Brandenburg bringt er Brechts Lyrik als radikal funkelndes Gesamtkunstwerk auf die Bühne. Brandenburg, der unter anderem bei Helmut Lachenmann in Hannover studierte und später für Frank Castorf, George Tabori und Robert Wilson Bühnenmusiken schrieb, begleitet Eidingers Vortrag stilsicher wie kreativ mit der ganzen Palette der Tonfarben seiner Instrumente.