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Vom ephemeren Luftgeist zum Alien mit IT-Skills

Ein Gespräch mit Prof. Sylvia Mieszkowski über Shakespeares „Der Sturm“ und seinen Widerhall über die Jahrhunderte
Szenenbild aus Der Sturm

Fangen wir am Beginn an: Unter welchen Eindrücken ist „Der Sturm“ entstanden, welche Fragestellungen aus Shakespeares Zeit werden dramatisiert?

„Der Sturm“ wird von der Forschung auf 1610 oder 1611 datiert. Das spätere Datum geht zurück auf eine belegte Aufführung am Hof von James I., der zu diesem Zeitpunkt seit acht Jahren auf dem englischen Thron sitzt. Das frühere Datum wird ins Spiel gebracht, weil Shakespeare in seiner Romanze Versatzstücke verwertet, die offenbar einem Reisebericht entnommen sind, der 1610 die Runde machte. Und da kommen wir jetzt zu den „Eindrücken“ in der Entstehungszeit. Shakespeare entwirft sein Stück, als die ersten englischen Schiffe nach Amerika segeln, um die frisch in Virginia Angesiedelten zu versorgen.

Der Kolonialismus ist also ein wichtiger Kontext, wobei es aus englischer Perspektive Anfang des 17. Jahrhunderts darum geht, zu den bereits großen Kolonialmächten – Spanien, Portugal – aufzuschließen.

Heute assoziieren wir Furchtbares mit dem europäischen Vorstoß nach Amerika: die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Al Andalus durch die Reconquista, um durch das konfiszierte Vermögen Columbus’ Reise zu finanzieren; dann die unbändige Gier nach Gold; der Genozid an der indigenen Bevölkerung Amerikas; und die Grundsteinlegung für den trans-atlantischen Sklavenhandel.

Aus Sicht der einigermaßen informierten Durchschnitts-Europäer*innen im frühen 17. Jahrhundert war es vor allem immer noch ein Riesenabenteuer, nach Amerika zu segeln: Im besten Fall wirft es einen satten Gewinn ab, aber man riskiert auf jeden Fall seinen Kragen. Auf so etwas mag oder kann sich nicht jede*r einlassen.

Diejenigen, die lieber zu Hause blieben, verfolgten neugierig, was da so passierte, auf dem Weg über den Atlantik. Von den Versorgungsschiffen für die englischen Siedler gingen einige unter. Das berühmteste war die Sea Venture, dasFlaggschiff der sogenannten Virginia Flotte, die in der Karibik von einem Sturm erwischt wurde. Insgesamt überlebten fast 150 Leute dieses Unglück. Sie konnten sich auf die Insel Bermuda retten, wo sie Monate damit zubrachten, neue Schiffe zu bauen, um doch noch nach Jamestown zu kommen, wo sie ursprünglich hinwollten. 

Den Reisebericht über diesen Schiffbruch bekommt Shakespeare in die Finger. Er vertraut auf seinen Riecher für das, was seinem Publikum gefällt, und schlachtet den Text für sein Stück aus: Schiffbruch, Überlebende, Insel, Exotismus. Dann gibt er ein bisschen Magie dazu, jede Menge Rache aus der backstory und er entwickelt seine „Fragestellungen“.

Wie übersetzt sich das nun in die Handlung?

Die Insel im „Tempest“ (der englische Originaltitel von Shakespeares Stück lautet „The Tempest“, Anm. d. R.) ist ein Versuchslabor mit zwei Experimentatoren auf verschiedenen Ebenen: Prospero auf der einen und Shakespeare auf der anderen.

Für den exilierten Herzog von Mailand stellen sich sehr konkrete Fragen, die alle mit Macht zu tun haben: „Wie komme ich nach Hause zurück, als das, was ich war?“, „Wie stelle ich meine dynastische Nachfolge sicher?“ und „Wie rechne ich mit denen ab, die mir Unrecht getan haben, und zwar so, dass sie auch in Zukunft stillgestellt sind?“ Für Ariel stellt sich zentral die Frage, wie verlorene Freiheit zurückzubekommen ist. Caliban will zwar auch seine Souveränität zurück, wichtiger ist ihm aber, Prospero endgültig loszuwerden. 

So verlässt er sich auf ein paar der Neuankömmlinge, die den mächtigen Zauberer für ihn um die Ecke bringen sollen. Caliban (samt seiner toten Mutter Sycorax) und Ariel bieten sich aber auch an, um über Fragen nach der Begegnung mit ‚dem Anderen‘ nachzudenken. Ariel ist ein Luftgeist, kein Mensch. Caliban ist ein Mensch und war sein eigener Herr auf der Insel, bevor der Kolonisator Prospero ihn mit seiner überlegenen Technik (in diesem Fall: Magie) unterworfen hat, wird aber als das komplette Gegenteil Prosperos eingeführt. Shakespeare lässt seine Figurenkonstellation durchspielen, wie Herrschaft aussehen kann, was ‚gute‘ Herrschaft ist, was sich ein Herrscher erlauben darf und was Herrschaft an Verantwortung bedeutet.

Immer nur in Magie-Büchern schmökern kann für einen Souverän eben Probleme mit sich bringen; vor allem, wenn dem eigenen Bruder nicht über den Weg zu trauen ist. Letztere Erkenntnis verpackt man als playwright aber lieber vorsichtig, wenn man weiß, dass der König demnächst der Uraufführung beiwohnen wird… Zugleich steht der „Sturm“ für Shakespeare aber auch im Zeichen seines anstehenden Abschieds vom Theater, wo er als Autor, Schauspieler, Theatermacher und Mitinvestor über viele Jahre fast so viel Kontrolle ausüben konnte wie Prospero auf ‚seiner‘ Insel. 

Es lässt sich schwer leugnen, dass das Stück eine unglaublich allumfassende Machtfantasie eines alten Mannes ist, der alle Fäden in der Hand hält und am Schluss tatsächlich alles so hinbekommt, wie er sich das vorgestellt hatte. Am deutlichsten wird das in Peter Greenaways Filmfassung „Prospero’s Books“ (1991), in der John Gielgud praktisch den ganzen Text des Stücks spricht.

Das Stück zeichnet sich durch seine Vielgestaltigkeit aus. Die einzelnen Gruppen, die auf der Insel verstreut sind, haben unterschiedliche Schwerpunkte, vom komödiantischen Spiel bis zur Machtintrige. Was resoniert in welcher Zeit?

Ein paar der Schwerpunkte sind erstaunlich stabil, zum Beispiel die Folgen der Machtintrige: Wenn man – sagen wir im professionellen Kontext – einmal so richtig kaltgestellt wurde und am eigenen Leib erfahren hat, wie es ist, komplett ausgebootet zu werden (wortwörtlich, in Prosperos Fall), kann man schon gewisse Sympathien für einen allumfassenden Rache- Plan hegen. Ich würde sagen, da hat sich in 400 Jahren rein gar nichts geändert. Die Komik hingegen ist im Sturm sozusagen ‚schlecht gealtert‘. Die Szenen mit Trinculo und Stephano sind nur als weiterführende Charakterisierung von Caliban überzeugend, der sich denkt, dass er diese zwei Idioten schon loswird, wenn sie erst einmal Prospero für ihn beseitigt haben. 

Was sich ebenfalls ändert, ist die Sicht auf die Figuren, und nicht nur ‚mit der Zeit‘. Sie fächert sich sogar im selben historischen Moment auf, je nach eigenem Standpunkt, Geschlecht, Alter etc. Einige meiner Studierenden hatten für Prospero vor allem einen eye roll übrig. Ja, er will das Beste für Miranda. Ja, er beschützt sie vor Caliban. Und ja, er gibt dann auch seinen Segen zu ihrer Entscheidung für Ferdinand. Aber erstmal nervt er fürchterlich, weil er dauernd alles kontrollieren muss. Andere wiederum stellten die Frage: Was soll Prospero denn machen, wenn Caliban über seine Tochter herfällt? Schon klar, dass er – der spätestens nach dem Verrat seines Bruders zum Kontroll- Freak geworden ist – als single dad kein Risiko eingeht.

Im zeitgenössischen Diskurs setzen sich verschiedene Deutungen durch, etwa der postkoloniale Blick insbesondere auf die Kolonialisierungsgeschichte der Insel, von Sycorax zu Caliban. Wie entwickelt sich der Diskurs von Shakespeare in die Gegenwart?

Schon wieder so eine große Frage… Jahrhundertelang war Caliban nichts als der abscheuliche Bösewicht. Dann kommen ab den späten 1970er Jahren die Forscher*innen der postcolonial studies und stellen Fragen im Kontext von Kolonialismus. Sobald man darüber nachdenkt, was das heißt, wenn jemand auf eine bereits bewohnte Insel kommt und sagt, „So, die gehört jetzt mir, und dass Du hier geboren bist oder sie von Deiner Mutter geerbt hast, interessiert mich nicht, weil ich stärker bin als Du“, ändert sich unweigerlich der Blick auf Caliban. 

Sycorax wird durch die Erzählung im Stück als mächtige Frau charakterisiert, die Ariel – in ihren Augen aufmüpfig – großes Leid angetan hat. Sie sperrt Ariel in einen Baum und stirbt. Der Luftgeist, dem Freiheit über alles geht, steckt fest, bis Prospero mit seiner Magie die Kiefer sprengt. Dass ihm dafür Dank und Dienst geschuldet wird, lässt Prospero nie in Vergessenheit geraten. Wer möchte, kann hier eine Skizze dafür sehen, wie eine Macht von außen (P) die Folgen der Querelen im Inneren (S vs. A) beendet; mit unterschiedlichen Konsequenzen. 

Aus Calibans Sicht ist Ariel ein Kollaborateur, während Caliban – der Einzige, der auf der Insel geboren ist – sich selbst als Freiheitskämpfer sieht, dessen Widerstand jedes Mittel rechtfertigt. Aus Sicht des Luftgeists sind Caliban und Prospero nur Menschen, die sich allein darin unterscheiden, ob sie Macht über Ariel haben oder nicht.

Noch ein Wort zu Miranda. Der „Sturm“ ist ein Stück voller Männer, das bei allen Fragen des Bechdel-Wallace-Tests (ursprünglich kommt der Test humoristisch in einem Comic von Alison Bechdel vor, inzwischen wird er auch ernsthaft zur Überprüfung auf Stereotypisierung von Frauenfiguren herangezogen. Anm. d. R.) durchfallen würde. Ich habe gerade „Shakespeare: The Man who Pays the Rent“ (2023, dt.: Shakespeare: Der Mann, der die Miete zahlt) geschenkt bekommen, in dem Judi Dench Erinnerungen an ihre Shakespeare-Rollen teilt. Ich schlage das Buch auf und suche das Inhaltsverzeichnis durch, aber: kein Kapitel zum „Sturm“. Erst hab’ ich mich gewundert, dann hab’ ich mich gewundert, dass ich mich gewundert hatte. Es gibt in diesem Stück eben keine interessante Frauenrolle.

Um das zu ändern, muss eine radikale Entscheidung getroffen werden. Wie von Julie Taymor, die in ihrer Verfilmung (2010) die Hauptfigur ‚Prospera‘ nennt. Das ändert dann mit einem Schlag alles, wie Helen Mirren großartig zeigt.

Damit sind wir bei Prospero, einer Figur, die viele Lesarten zulässt. Liebender Vater, zerstörerischer Tyrann oder ein vormals Mächtiger, der sich ein letztes Mal aufbäumt. Welche Entwürfe von Männlichkeit lassen sich aus dem Stück ableiten?

Für mich bleibt Prospero – außer eben bei Taymor – ein konservativer, weißer Patriarch der Oberschicht. Er entscheidet; seiner Überzeugung nach natürlich zum Wohl seiner Schutzbefohlenen, aber eben auch so wie es seinen Interessen entspricht. Das geht mal gut und mal nicht. Bis zum Ende sieht Prospero nur den anderen Alpha-Mann (Alonso, den König von Neapel) als einigermaßen Ebenbürtigen an, der zum Bündnispartner taugt (traditionell über die Ehe zwischen Ferdinand und Miranda gespielt). 

Über alle anderen – Frauen, Luftgeister, junge oder weniger mächtige Männer – wird einfach entschieden. Da kann man sich schon fragen, ob Prospero die Heimfahrt nach Mailand (nach Ende des Stücks) überleben wird. In Margaret Atwoods Roman „Hagseed“ (2016) wird diese Frage gestellt und verneint.

Es ist natürlich möglich, auf Prospero als liebenden Vater und damit auf seine caring masculinity zu fokussieren. Exiliert und seiner Dienerschaft beraubt, sieht es stark danach aus, als müsse Prospero jetzt alles selbst machen, und er kriegt das zunächst auch hin: rudern, segeln, navigieren, überleben, eine Insel finden, eine Hütte bauen, Miranda aufziehen etc. Aber es dauert nicht lange, da holt Caliban das Wasser, macht Feuer und bereitet das Essen zu, während Ariel alle komplexeren Befehle umsetzt. Zwölf Jahre lang. Und dann geht es erst los, mit den Ereignissen des Stücks, die ohne Ariels Hilfe undenkbar wären. Schon praktisch, wenn man einen begabten Luftgeist in seiner Schuld stehen hat. Aber ein progressives Männlichkeitsbild sieht anders aus.

Ariel nimmt eine Sonderstellung im Figurenpersonal ein. Seine Magie bleibt vage, alles scheint möglich. Ariel könnte heute – als dienstbarer Geist – in Verbindung mit KI gebracht werden. Wie lässt sich das Digitale mit Shakespeare verbinden?

Ariel spricht manchmal aus einer Position heraus, die keinen Hierarchieunterschied anerkennt. Das mag für Prospero ‚vorlaut‘ klingen, ist aber eigentlich nur die Wahrheit, so formuliert, als seien die beiden auf Augenhöhe. Man könnte es auch umdrehen und sagen, das ist fast noch bescheiden, denn immerhin ist Ariel als spirit – wenn die Schuld erst einmal getilgt ist – Prospero in jeder Hinsicht überlegen. Dass bei Prospero speaking truth to power nicht gut ankommt, vor allem wenn er fürchten muss, im entscheidenden Moment die Kontrolle über die eine Figur zu verlieren, von der das Gelingen seines Plans abhängt, ist ja nicht weiter verwunderlich.

Als Rolle wurde Ariel über weite Teile des 19. Jahrhunderts mit Schauspielerinnen besetzt, um irgendwie die ‚Andersartigkeit‘ dieser Figur einzufangen. Bei Shakespeare wird Ariel mit einem männlichen Pronomen bedacht. Aber sie merken vielleicht, dass ich mich schon die ganze Zeit bemühe, keine grammatikalische Form für Ariel zu benutzen, die eindeutig geschlechtlich markiert ist. Je näher wir der Gegenwart kommen, umso deutlich queerer wird Ariel gespielt und das funktioniert so hervorragend, dass das Publikum es heute fast schon erwartet.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Mir fallen spontan zwei Adaptationen des „Tempest“ ein, in denen Ariel auf’s Engste mit Technik in Verbindung gebracht wird. In Taymors Film ist Ben Wishaw fast nur als Projektion zu sehen, die hin und wieder auch gewollt verpixelt. Das macht wunderbar klar, dass Ariel nicht aus Fleisch und Blut ist. Atwoods „Hagseed“ spielt in einem Gefängnis, dessen Insassen im Rahmen eines Literaturprogramms den „Sturm“ spielen und ihn als Video aufnehmen, um Rache an Feinden ihres Regisseurs, die als Zuschauer ins Gefängnis kommen, zu nehmen. Toller Roman, kann ich unbedingt empfehlen.

Im homophoben Kontext der Vollzugsanstalt scheitert beinahe das ganze Projekt daran, dass keiner der Häftlinge Ariel spielen will, weil diese Rolle halt so gar nicht mit jener hegemonialen cis-Männlichkeit zusammengeht, die im Gefängnis Respekt produziert. Die Lösung ist dann, die Rolle weg vom ‚ephemeren Luftgeist‘ und hin zum ‚Alien mit IT-skills‘ zu verschieben.

Sobald das passiert ist, findet sich unter den Einsitzenden sofort ein verurteilter Hacker, der sich in Ariel wiedererkennen kann. Vor diesem Hintergrund ist Anne Mulleners Idee, Ariel mit KI in Verbindung zu setzen, der nächste logische Schritt. Ariels Fähigkeit stellt alles in den Schatten, was Menschen vermögen, Ariel kann fliegen, ist super schnell und hat einen de facto ‚un-menschlichen‘ Überblick. Die Regieanweisung aus dem dritten Akt „Ariel als Harpyie“ macht außerdem unmittelbar klar, dass Ariel auch bedrohlich und angsteinflößend sein kann, was ebenfalls gut zum unhintergehbar ambivalenten Potenzial von KI passt.

Im Gegensatz zu Shakespeares Original erhält die Hexe Sycorax in unserer Inszenierung eine Stimme. Mögen Sie etwas mehr auf das Spannungsverhältnis rund um die Figur eingehen?

Sycorax ist zwar die erste Bewohnerin der Insel, von der wir wissen, das stimmt, aber auch sie ist eine Exilantin, die – damals mit Caliban schwanger – aus ihrer Heimatstadt verbannt wurde. Also gar nicht so anders als Prospero. Es bleibt bei Shakespeare unklar, was genau Sycorax angestellt hatte, es heißt im Text nur „for one thing she did“. Jedenfalls wurde sie von einem Schiff auf der Insel abgesetzt und bekam dort ihren Sohn. 

Der karibische Dichter Brathwaite hielt 1982 eine Rede, in der er feststellte, dass Caliban im „Sturm“ vor allem den Fehler macht, die falschen Allianzen einzugehen: zuerst mit Prospero, der ihn nur ausbeutet, und dann mit diesen besoffenen Idioten Trinculo und Stephano, die zu nichts zu gebrauchen sind. Stattdessen, so Brathwaite, hätte Caliban sich lieber auf das Erbe seiner Mutter konzentrieren sollen, die er – ich paraphrasiere etwas – als ‚repräsentatives Beispiel für die Frauen des Globalen Südens‘ beschreibt, die trotz aller Bemühungen weniger sichtbar sind, als es für das Wohl der Gesellschaft, der sie angehören, nötig wäre‘. 

Daran ist interessant, dass Sycorax positiv gewendet wird, was ungewöhnlich ist. Wenn sie überhaupt visualisiert wird, dann oft als negativ besetzte oder gar abstoßende Figur, zum Beispiel in Derek Jarmans „The Tempest“ von 1979. Insofern bin ich gespannt auf die Interpretation Ihrer Inszenierung. Die einzig andere positive Sycorax-Version, die mir einfällt, findet sich in Marina Warners Roman „Indigo“ (1992). Dort ist Sycorax eine weise Frau, die die titelgebende Pflanze anbaut, um kostbaren Farbstoff herzustellen, bei der sich die Dorfbewohner gern Rat holen. Wenn Sie so wollen, ist das die positive Spielart der Hexe als ‚unabhängige Frau mit Spezial-Wissen‘.

Wir erkennen den Einfluss eines Werkes oft ja auch an den popkulturellen Nachwehen eines Werks. Fällt ihnen eine freiere Abspaltung des Werks ein?

Ach Du meine Güte! Ich erinnere mich nur an eine Szene aus Doctor Who, in der ‚der Doktor‘ (inkarniert in David Tennant) einen Alien der Spezies ‚Sycora‘ in einem Schwert-Kampf besiegt. Dort wird ein Sycorax- Charakteristikum aus dem „Sturm“ aktiviert. Der Sycora schlägt die Hand des Doktors ab. Weil der aber noch in seiner Regenerations-Phase ist, kann er sich einfach eine neue wachsen lassen. Den angewiderten Kommentar des Sycora „witchcraft!“ beantwortet der Doktor mit einem kühlen „time lord…“, was das ‚Duell‘ zwischen ‚böser Magie‘ und ‚guter‘ wie auch überlegener ‚Magie‘ wieder aufruft.

Das Gespräch führte Thorben Meißner.

Sylvia Mieszkowski ist seit 2017 Professorin für britische Literatur an der Universität Wien und seit 2020 stellvertretende Sprecherin der Forschungsplattform Gender: Ambivalent InVisibilities (https://gain.univie.ac.at/). Im Wintersemester 2023/24 unterrichtete sie am Institut für Anglistik und Amerikanistik einen Kurs zum Thema „Shakespeare’s ‚The Tempest‘, its adaptations & spin-offs”.

    Sa, 17. Mai 2025 16:00 Uhr
    Szenenbild aus Der Sturm
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    Der Sturm

    von William Shakespeare
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    50 | 46 | 38 | 26 | 8
    Mi, 28. Mai 2025 19:30 Uhr
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