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Vier Fragen an Sara Ostertag

Sara Ostertag, eine der profiliertesten Regisseurinnen Österreichs, die zuletzt am Landestheater Niederösterreich „Der Zauberberg“ und kürzlich am Burgtheater inszenierte, bringt „Dunkelblum“ als sinnlich-musikalische Spurensuche auf die Bühne.

Was ist das Besondere an der Erzählweise dieser Geschichte?

Es ist nicht nur wichtig, worüber gesprochen wird. Sondern ebenso, wie gesprochen wird, und was zugleich nicht gesagt wird. Dabei kann alles Erzählte auch bezweifelt werden, keine Figur ist vollkommen zuverlässig, keine Erinnerung ganz gewiss. 

Eva Menasse öffnet viele verschiedene Perspektiven, wechselt zwischen Opfern und Tätern. „Dunkelblum“ macht begreifbar, dass es nicht die eine richtige Erzählung über die Vergangenheit gibt. Menasses plastische Art des Erzählens, über den Ort und die Menschen, erzeugt viel Humor. Zugleich stellt der Text auch aus, wo durch Humor etwas verharmlost wird. 

Was passiert hier mit einer Gesellschaft, die die Vergangenheit nicht aufarbeitet?

Wenn die Geschichte nicht aufgearbeitet wird, konserviert sie. Die Geheimnisse der Vergangenheit bleiben wie Geschwüre an den Orten zurück. Sowohl Eva Menasse als auch Raphaela Edelbauer* zeigen in ihren Romanen, wie dadurch die Menschen in gewisser Weise mit der Landschaft verschmelzen. Die Menschen tragen die nicht aufgearbeitete Vergangenheit mit sich herum. 

Wie im Fall des burgenländischen Rechnitz, wo bis heute die Erschießung von circa 200 jüdischen Zwangsarbeitern nicht aufgearbeitet wurde. Sacha Batthyany, Großneffe der Gräfin Batthyány-Thyssen, die in der Nacht des Massakers ein Fest im Schloss von Rechnitz veranstaltet hat, nennt das den „verfaulten Keim“.

Der Ort Dunkelblum, der ein Geheimnis trägt, soll wie ein eigener Charakter im Zentrum stehen.

In welcher Bühnenwelt siedelst Du die Inszenierung an?

Der Ort Dunkelblum, der ein Geheimnis trägt, soll wie ein eigener Charakter im Zentrum stehen. Die Bühne soll es den Schauspieler*innen ermöglichen, mit dem Geheimnis zu spielen. Mit dem Anwesend sein, dem Abwesend sein, dem Zuhören, Zuschauen und Wegschauen. Und wir wollen das Verschwimmen der Zeitebenen spürbar machen. Die Geschichte wird im Jahr 1989 erzählt, aber 1945 ist genauso präsent.

Welche Rolle wird Musik in Deiner Inszenierung spielen?

Die Musikerin Jelena Popržan wird mit Stimme, Bratsche und anderen Instrumenten live auf der Bühne sein und unterschiedliche Atmosphären kreieren.

Szenenfoto aus "Der Zauberberg".  Ein Schauspieler sitzt in der Mitte eines riesigen Knochengerüstes.
© Alexi Pelekanos
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